artifex 02/2024: Reisen
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artifex 02/2024
LAFARE: WUPPERTAL, DER VATER UND DIE LEIDENSCHAFT FÜR WEINE
(Foto: © Rg_medien)
Corinna hat es geschafft. Die Winzerin mit dem Nachnamen Faravel baut auf dem Domaine La Martinelle in der Appellation Ventoux wunderbar leichte Weine an. An ihrem Domaine fahren wir erst mal vorbei. Der Abzweig am Ortseingang von Lafare ist nicht ausgeschildert und das ist auch beabsichtigt. Corinna Faravel lacht und empfängt uns mit großer Herzlichkeit. „Nein, ich brauche nicht andauernd Besucher, ich arbeite viel in meinen Weinbergen.“ Natürlich liebt sie, Gäste zu empfangen, dann aber bitte mit ein wenig Vorwarnung. Corinna stammt aus Wuppertal, ihr Mann ist Sprössling einer alteingesessenen Weindynastie nur wenige Kilometer entfernt. Corinna baut ihren eigenen Wein an, autonom und eigenverantwortlich. Das Weingut La Martinelle hat sie 2001 gegründet. Nach mehreren Jahren Mitarbeit bei verschiedenen Winzern in Frankreich und Deutschland sowie dem Abschluss an der Weinbauschule in Hyères wagte sie den Schritt, ihre eigenen Weine zu produzieren. La Martinelle liegt im erwähnten Lafare, einem kleinen Ort mitten in den Dentelles de Montmirail, und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 11,95 Hektar. Sie bietet bei der Verkostung einen angenehmen Wein an, der leicht ist und wunderbar zum täglichen Gläschen werden kann. Und biozertifiziert ist.
„Mein Wunsch war es immer, in der Natur zu arbeiten.“ Schnell stellte Corinna fest, dass das Studium an der Ecole Hôtelière de Lausanne gut ist, aber nicht zu ihrer Bestimmung wurde. „Meine Freunde sagten, mach doch was mit Weinen! Das liebst du doch so.“ Und ein wenig sei ihr Vater auch beteiligt. „Ich habe immer beobachtet, wie die Lieferanten Kisten für Kisten in das elterliche Haus schleppten. Da habe ich ihn verpflichtet, bei der nächsten Flaschenöffnung dabei zu sein.“ Der Grundstein für die Domaine war gelegt.
Die ersten beiden Jahre auf ihrer Domaine waren hart. Das Wetter gnadenlos, es verhagelte die Ernte. Corinna zeigte Biss und machte weiter. Auch die Tricks von einem Lageristen überlebte sie wirtschaftlich. „Einfach weil die Menschen in der Gegend mich toll unterstützt haben. Sie fragen dich nicht direkt aus. Drei Sachen wollen sie wissen. Kannst du mittrinken, respektierst du ihre Arbeit und kannst du zupacken.“
Corinna heiratete Thierry Faravel vom Weingut Bouissière. Wo sie ihn denn kennengelernt hat, wollen wir wissen: „Im Weinkeller natürlich“, sagt sie lachend. „Aber ich wollte meine eigenen Weine herstellen.“ Im Jahr 2000 kaufte sie 7,5 Hektar Weinberge in der Appellation Ventoux. Ihr erster Jahrgang unter eigenem Namen wurde 2004 abgefüllt. Später erwarb sie zusätzlich einen weiteren Hektar mit alten Grenache-Reben in Lafare. Im Jahr 2006 erweiterte sie ihren Besitz um weitere drei Hektar in der Appellation Beaumes de Venise.
Was sie von ihrem Mann unterscheidet? Er spiele in der höchsten Liga der Weinanbauer, erzählt sie – hochgelobt von Parker und anderen Weinkennern. Sie möchte ihre eigene Note zeichnen und entfernt sich auch deshalb von der Produktion schwerer Rotweine. Sie steht ihre Winzerin mit Charme und Leidenschaft!
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